Nüsse in Karamel – ein winterlicher Genuss
Engadiner Nusstorte ist für mich Weihnachten pur, und die Schwestern Godly aus der Chesa Marchetta in Sils Maria haben mir ihr Familienrezept verraten. Denn ich habe schon als kleines Kind in ihrer Stube gesessen und diesen köstlichen Kuchen – der vielmehr ein großer Mürbeteigkeks mit einer Füllung aus Karamel, Honig und Baumnüssen (bei uns nennt man sie Walnüsse) ist. Man kann ihn mitnehmen auf Wanderungen, zum Skilaufen, oder auch für die Heimreise. Er hält scheinbar ewig und ist einfach nur köstlich! Versteht mich nicht falsch, das hier ist KEIN Diätrezept, aber dieser Kuchen ist so lecker – er muss es auch nicht sein. Er ist jede, wirklich jede Kalorie wert!
Nüsse aus dem Herbst in einem Nusskuchen an Weihnachten
In diesem Jahr haben wir nicht nur einen gigantischen Sommer gehabt, die ganze Obst und Nussernte ist unglaublich. Bei meinen Schwiegereltern kann der Walnussbaum sich kaum noch genug schütteln, um seine ganzen Früchte abzuwerfen. Es war unfassbar, ich habe nur ein bisschen vom Boden aufgelesen und hatte genug Nüsse für mehrere Engadiner Nusstorten. Und es ist die richtige Entscheidung, die Nüsse so haltbar zu machen. Denn wenn Ihr den Kuchen jetzt schon backt und richtig aufbewahrt, habt Ihr jetzt schon etwas für die Adventszeit und Weihnachten. Haltbar ist der Kuchen nämlich, über mehrere Wochen – solltet Ihr nicht vorher über ihn herfallen, was durchaus möglich ist, denn er ist göttlich!
Die Chesa Marchetta in Sils Maria – Familie Goldly und die besondere Form der Gastfreundschaft und die weltbeste Tuorta da Nusch
Die beiden Schwestern Godly sind wirklich alt, sie waren es schon immer. Aber irgendwie gehört das vielleicht auch einfach dazu. Ich kenne sie, seit ich denken kann. Und sie sehen seit ich denken kann auch so aus wie sie aussehen. Die gute Bergluft und das gesunde Essen hält die beiden vielleicht besonders fit. Sie sind einfach ganz unprätentiös und leise, und sie wissen, was sie wollen – und das bekommt auch jeder mit. Und das ist auch gut so. Auf den ersten Blick sind sie vielleicht ein bisschen unfreundlich, aber das ist eher dieses Stille. Sie reden eben nicht viel. Nur das Nötigste. Und sie lieben ihr Zuhause und wünschen sich, dass die Menschen, mit denen sie ihre kleine Stube teilen, wertschätzen. Und dafür habe ich das größte Verständnis! Denn diese Stube ist so liebevoll zurecht gemacht. Es liegen Kissen auf den Bänken und ganz kleine Kissen auf den Fensterbrettern. Diese kleinen Kissen passen genau in die kleinen winschiefen Fensterchen, damit es nicht so zieht. Alle Kissen, Tischdecken und Servietten passen farblich und stofflich zueinander und sind wunderbar gestärkt. Der Ofen heizt einem richtig ein und es ist einfach urgemütlich dort.
Ein Familienrezept zu erfahren ist eine Lebensaufgabe
Seit ich ein Kind bin, habe ich aber eigentlich nur an einem Interesse: AM REZEPT! Und ich bekam es eines Tages, denn die beiden Schwestern Godly sahen sicher viele Kinder erwachsen werden, aber ich bin sicher, dass ich natürlich besonders begeistert von ihrer Engadiner Nusstorte war. Außerdem habe ich immer eine zum Mitnehmen gekauft und mich viele Jahre an Heiligabend mit ihrem Glühwein glücklich geschickert. Ich bin sicher auch die einzige Person, die ohne klobige Skistiefel in ihre wirklich süße kleine Stube geht – und damit die alten Holzdielen schützt. Auch hänge ich meine Skijacke und den Helm im Flur der kleinen Pension auf und belaste damit nicht die ohnehin viel zu enge Stube. Ich bringe ihrem Zuhause also eine ganze Portion Respekt entgegen, also so haben sie mich schon als kleines Kind in ihr Herz geschlossen. Und als klar war, dass ich ab sofort Heiligabend arbeiten werde und nicht mehr in ihrer wunderbaren kleinen Stube mit meiner Familie ein Tässchen zu viel von ihrem herrlichen Glühwein trinken werde, war es soweit. Ich bekam das Rezept, damit ich in den nächsten Jahren, die ich Weihnachten zu Hause verbringen werden, trotzdem ein bisschen Sils Maria dabei habe. Und das habe ich auch. Nach dem Baumschmücken gibt es bei uns eine Tasse selbst gemachten Glühwein, Tiroler Speck und Engadiner Nusstorte. Und dann, wenn auch wir Ferien machen können – irgendwann im Januar, wenn die Inventur vorbei ist und wir alle Messen besucht haben, dann fahren wir nach Sils Maria, gehen Skilaufen, eine große Tasse Glühwein trinken und ein ganz großes Stück Engadiner Nusstorte essen. Und für Weihnachten mache ich sie im Spätherbst einfach selber.
Tuorta da Nusch – Engadiner Nusstorte ist gar keine große Kunst
Ihr braucht Nüsse und wenn Ihr so viel Glück habt, wie wir in diesem Jahr, sind sie vom eigenen Baum. Sonst eigenen sich aber natürlich auch gekaufte Nüsse. Und, liebe Godly Schwestern, verzeiht mir, ich habe das Rezept noch ergänzt – um gemahlene Mandeln. Aber sonst ist alles gleich! Versprochen! Auf Rätoromanisch, der Sprache, die man eigentlich im Engadin spricht, nennt man diesen Kuchen übrigens Tuorta da Nusch – nur damit Ihr auch noch mit Hintergrundinformationen glänzen könnt.
Ihr braucht einen Mürbeteig, damit schlag Ihr großzügig eine Springform aus und behaltet auch noch ausreichend Teig für einen Deckel. Wenn Ihr den Deckel ausgeschnitten und die Springform ausgekleidet habt, gebt beides noch einmal in den Kühlschrank. Die Füllung wird warm auf den Teig gebeben, das tut der Butter nicht gut.
Mürbeteig passend für eine Springform von Ø 24 cm |
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350 g | Mehl |
200 g | Zucker |
250 g | Butter |
1 | Ei |
1 Prise | Salz |
Nussfüllung | |
300 g | Walnüsse, grob gehakt |
250 g | Zucker |
3 EL | Honig am Besten Waldhonig |
200 ml | Sahne |
100 g | gemahlene Walnüsse |
Backzeit | |
30 – 40 Mins | bei 200° C Ober- und Unterhitze |
Für die Füllung braucht Ihr Walnüsse, die ihr grob hakt. Dann breitet Ihr aus dem Zucker einen Karamel vor, in den Ihr auch noch Honig und Sahne gebt. Die Walnüsse hebt Ihr gut unter und zum Schluss kommen noch gemahlene Walnüsse dazu. Ich habe es auch schon mit Mandeln gemacht, denn ich mag das mandelige Armoma. In diesem Jahr gibt es aber so viele Walnüsse, dass ich es besonders nussig möchte.Diese Masse gebt Ihr noch warm auf den Mürbeteig und streicht alles glatt – anschließend kommt der Deckel oben drauf. Die Form sollte so gut ausgeschlagen sein, dass etwas Teig übersteht, den klappt Ihr nun auf den Deckel. Am Besten verklebt Ihr es mit Wasser, Dann wird rundherum mit einer Gabel der Teig angedrückt, es gibt eine Art von geriffeltem Rand. Kleiner Löcher im Teig braucht es auch noch und dann kann der Kuchen gebacken werden. Lasst den Kuchen dann bis zum nächsten Tag draußen stehen, schlagt ihn dann in Pergamentpapier ein und anschließend in Alufolie. So sollte der Kuchen mindestens 7 Tage stehen, besser 14 – und ein Monate ist überhaupt kein Problem. Er sollte nur gut ausgedampft sein, damit sich ein Schimmel bildet. Also könnt Ihr den Kuchen schon rechtzeitig vor Weihnachten vorbeireiten. Und das finde ich spitze! Weihnachten gibt es ja noch genügend andere Dinge zu erledigen!