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Die Bonbonnière

Die Bonbonnière – weiß irgendjemand, warum dieser wundervolle Gegenstand aus der Mode gekommen ist? Dabei ist nicht nur ihr Inhalt zum Verlieben! Also, natürlich ist es zunächst der Inhalt, der uns bei einer Bonbonnière ein positives Gefühl vermittelt. Bei meiner Oma zum Beispiel lagen in der Bonbonnière immer kleine italienische Mandelplätzchen, alle einzeln eingepackt in buntem Seidenpapier. Köstlich – ich weiß überhaupt nicht, wie häufig ich mir die Finger einzeln abgelutscht habe, nachdem ich mir wieder so ein Mandelplätzchen genehmigt hatte.

Zwischendurch mal naschen

Bei uns zu Hause lag neben Mandelplätzchen auch Schichtnougat in der Bonbonnière – noch ein Grund mehr, sich die Finger abzulecken. Und irgendwann war die Bonbonnière dann verschwunden und mit ihr die Mandelplätzchen und das Schichtnougat, und die kleinen Naschereien zwischendurch. Richtig, jetzt weiß ich es wieder, warum die Bonbonnière in Verruf geriet. Sie förderte bei mir jedenfalls den ungezügelten Süßigkeitenkonsum. Aber das ist wirklich schade! 

Der vergessene Gegenstand: die Bonbonnière

Ich hatte das ganze Thema um die Bonbonnière eigentlich vergessen, bis ich die kleine japanische Menage von Michiko Shida sah – und dachte, ein bisschen größer wäre es eine perfekte Bonbonnière! Und dann habe ich es ihr erzählt. Sie hat interessiert gelauscht, und man konnte Ihr ansehen, dass sie darüber nachdachte, eine Bonbonnière zu gestalten.

Eigentlich nur eine schöne Dose

Und eines Tages stand sie wieder vor mir mit kleinen Dosen, mittleren Dosen und einer traumhaften großen Dose. Von außen sind sie so unscheinbar und damit so anders als eine alte französische Bonbonnière etwa, die ja nicht selten auch aus aufwendig geschliffenem Kristall ist, und bei denen die Verpackung meist mehr verspricht als der Inhalt dann wirklich zu halten vermag. Mit ein paar klebrigen Malzkaramellen gefüllt. Fürchterlich. 

Michiko Shida und die Dose

Die Bonbonnière von Michiko Shida hingegen ist so wunderbar schlicht, außen die rauhe Oberfläche von einer Keramik mit einem sehr hohen Schamotte Anteil. Grau und rauh, wer würde da einen wundervollen Trüffel etwa vermuten. Und genau um das Innenleben geht es, es gibt sie bunt glasiert – in einem starken Türkis etwa oder rot. 

Ins Türkis eintauchen

Ich habe noch nie in einer Cenote gebadet. Ich war auch noch nie an einer Cenote, aber ich habe Bilder gesehen, und das Türkis der Bonbonnière von Michiko Shida ist eben so eine Cenote. So stelle ich es mir vor, wenn man am Rand steht und in die Tiefe schaut. Türkisblaues frisches Wasser und unendliche Tiefe. Und weil ich vielleicht niemals nach Mexiko kommen werde, träume ich mit dieser Bonbonnière vor mich hin und nehme zwischendurch noch ein Trüffelchen. Warum auch nicht? Sie sind einfach zu gut, um sie nicht zu essen!

Warum nicht mal mit Schleife?

Und dann gibt es noch die Schleife. Eine Bonbonnière, die außen zunächst so schlicht ist, wie alle anderen Bonbonnièren von Michiko Shida, wenn da nicht die Schleife wäre. Eine kleine Schleife aus Keramik in einem sehr dunklen matten Anthrazit glasiert, ebenso das Innenleben. Eigentlich ist es genau diese Schlichtheit, die fast zu männlich ist für eine Bonbonnière. Aber die Schleife macht sie zu einem so weiblichen Gegenstand. Und schon möchte man sie öffnen, ein Stückchen Schokolade herausnehmen und auf der Zunge zergehen lassen.

Naja, und ich? Ich lecke mir danach natürlich noch die Finger ab … wie früher eben.

Oder der skurrile Klassiker?

Und weil wir gerade auf der Suche nach Bonbonnièren waren, haben wir noch das Modell “Der feine Herr” gefunden und mitgebracht. Er stand verstaubt in der Ecke in einem kleinen Laden mit allerlei Trödel. Der Laden gehört einem sehr netten älteren Herren, und wir finden immer wieder Skurilitäten, die wir dann für Euch mitbringen. Dieses Mal eben diese Bonbonnière, in der man eher eine Weinbrandbohne erwartet. Die alte Version mit Zuckermantel, versteht sich. Aber “Der feine Herr” hat uns nicht losgelassen, wir mussten ihn haben, und nun wartet er an der Stelle, an der früher immer unsere Michelin-Männchen standen. Wir haben ja gerne auch mal ein bisschen Gesellschaft! Und in seinem Fall scheint es auch noch richtig gute Gesellschaft zu sein. 

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