Bücherregal für Dekorationen
Bücherregale sind toll für Bücher – und alle Erinnerungsstücke, die das Leben so mit sich brachte. So macht man das Regal zur Wunderkammer der Lebens.
Normalerweise denke ich mir ein Thema aus und schreibe dann darüber. In diesem Fall war das anders, ich habe den Frühjahrsputz gemacht. Leider war ich in diesem Jahr etwas spät dran, aber immerhin … ich mache ja einen Frühjahrsputz. Ein großer Fall ist bei mir immer das Bücherregal. Schrecklich, ich habe mich schon lange für das Modell Besta entscheiden müssen, weil man in Billy die Bücher nicht in zwei Reihen hintereinander stellen kann.
Auch in der zweiten Reihe ist genügend Platz für alle
Ich habe nämlich nicht genug Wandfläche, um jedem meiner Bücher einen Platz an der Sonne zu gönnen. Also werden die alten Schätzchen aus dem Studium und die Fehlkäufe in die zweite Reihe gestellt. Dabei unterscheide ich zwischen absoluten Fehlkäufen und Fake-Fehlkäufen. Absolute Fehlkäufe sind die Bücher, die dann irgendwie doch langweilig waren, auch wenn sie – wie auch immer – in eine Bestsellerliste kamen. Fake-Fehlkäufe hingegen sind die Groschenromane, die man eigentlich gerne (meist in hormonell schwierigen Phasen begleitet von viel Schokolade) las, sich aber so sehr dafür schämt, dass man immer behauptet, sie von irgendjemandem geschenkt bekommen zu haben. An dieser Stelle appelliere ich an die Ehrlichkeit, solche Bücher haben wir alle. Manchmal sind es auch Krimis, dann kann die Schokolade auch durch Chips ersetzt werden und die Hormonschwankung entfällt. Es ist aber auf keinen Fall die hohe Literatur. Ich habe eine Freundin, die ganz offen damit umgeht und es als Urlaubslektüre bezeichnet, für derlei Unterhaltungslektüre habe ich aber seit einiger Zeit auf Kindle umgestellt. Lieber ein Kleid mehr als zusätzliches Gewicht im Koffer einplanen zu müssen, ist da meine Devise.
Ein Bücherregal muss nicht sortiert und geordnet sein, es lebt durch Farben und Größen
Und als ich so vor mich hin entstaubte und wischte, da musste ich an das Fakebücherregal denken, das ich einmal als Kind gesehen habe. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wann und wo es war, aber es war in der Zeit der VHS Kassetten, und ich stand in einem Wohnzimmer mit einem riesigen Fernseher – für die damalige Zeit. Heute wäre das Gerät eine größere Briefmarke, nehme ich an. Das Gerät stand in einer klassischen Wohnzimmerschrankwand und war eingerahmt von Büchern, die alle gleich aussahen. Ich sah es damals nur im Augenwinkel und dachte zunächst an eine sehr umfangreiche Enzyklopädie, bis ich näher trat und erkannte, dass es sich nicht um Bücher sondern um Videokassettenhüllen handelte. Alle in Plastik und im Enzyklopädiecharme. Und wenn ich so vor mich hin räume, erkenne ich schmunzelnd, dass das auch seine Vorteile hatte – alles war gleich groß und farblich passend. Ein Bücherregal in meinem Stil sieht vollkommen anders aus – es ist irgendwie das große Chaos. In diesem Frühjahr werde ich versuchen, es nicht nur zu reinigen, sondern auch in eine Reihenfolge zu bringen. Man soll nach Größen und Farben sortieren, aber so findet man weder den Lieblingsroman noch die Bibel wieder.
Eine Rubrikensortierung verhindert Suchorgien, die mit “Ich hatte es doch irgendwo …” eingeleitet werden.
Ich habe mich also entschlossen, nicht nach Farben und Größen zu sortieren sondern nach Rubriken. Innerhalb dieser kann man sich dann nun auch total ausleben und tatsächlich nach den Größen und Farben sortieren oder nach Autoren – so bekommt man etwas Struktur und Ruhe ins Regal, ohne dabei den echten Inhalt im Bücherregal aus den Augen zu verlieren. Schließlich geht es nicht darum, alle pinken Bücher nebeneinander zu stellen, sondern darum, im hormonellen Notfall den Lieblings-Groschenroman so schnell wie möglich zu finden.
Gewonnene Freiräume als Traumräume nutzen
In meiner ganzen Sortierwut habe ich es durch gezieltes Aussortieren geschafft, ein ganzes Regal freizuräumen und dort meine geliebte kleine Möwe unterzubringen. Diese Möwe ist für mich etwas ganz Besonderes, aber von ihr werde ich sicherlich noch einmal berichten. Also verrate ich hier nicht noch mehr. Nur so viel: ich finde, jeder sollte einen Vogel haben! Und wenn es nur eine Ente ist.
Ich habe übrigens noch ein weiteres Problem, sehr viele großformatige Bildbände – und ganz viel kleinsten Dekorationskram, der auch untergebracht werden will. Um genau zu sein, nicht nur untergebracht, sondern richtig in Szene gesetzt werden muss. Für kleine Erinnerungsstücke ist ein Bücherregal wirklich extrem gut geeignet, denn die wenigen Zentimeter vor der Bücherreihe bleibt ungenutzt. Auf kleinen Kartenständern oder in kleinen Bilderrahmen beispielsweise kann man hübsche Postkarten und Fotos aufstellen. Den wunderschönen Stein, den man kilometerweise vom Strand nach Hause geschleppt hat, kann man als Buchstütze verwenden. So hat die Erinnerung plötzlich auch noch eine Funktion. Pappschachteln können Stauraum für Kleinigkeiten sein, wie eine Miniaturschublade. Und das Lieblingsmatchboxauto aus der Kindheit kann sogar noch einmal eine Spritztour zwischen Thomas Mann und Günther Grass unternehmen. Oder Puppe und Teddy machen es sich auf Hemingway gemütlich.