Ein Bistrotisch fürs Leben
Es ist an der Zeit meinem ersten Möbelstück ein Denkmal zu setzen, denn es begleitet mich jetzt schon so lange in jede meiner Wohnungen!
Jeder von uns ist irgendwann einmal – vielleicht zum Ende der Pubertät oder auch beim Auszug – losgezogen und hat sein erstes Möbelstück gekauft. Manche dieser Möbelstücke überleben nicht, andere wiederum werden über die Jahre wie ein Augapfel gehütet. Meistens handelt es sich um ein Möbelstück, welches man schon immer einmal haben wollte. Es ist nicht mehr ganz das Prinzessinnenbett, aber doch meist ein lang gehegter Traum. Ich kaufte damals einen Tisch. Und bei mir hat er bis heute überlebt, weil ich – anders als bei dem einen oder anderen Fehlgriff – auf einen Klassiker vertraut habe. Den guten alten Bistrotisch mit Steinplatte.
Über ein geschlachtetes Sparschwein und einen lang gehegten Wunsch
Ich liebe diese Bistrotische, sie haben immer so etwas sommerliches. Wie zum Beispiel im alten Café Einstein in Berlin – im Sommer ist es ein Traum im Garten des Stammhauses zu sitzen und den wundervollen Milchkaffee zu trinken. Wenn man dann noch ausreichend Zeit hat, eine Zeitung zu lesen, dann ist der Tag eigentlich schon perfekt. Jedenfalls in meiner kleinen Welt.
Inzwischen sieht die Steinplatte so aus, als habe sie ihre besten Zeiten hinter sich, sie wird aber regelmäßig eingeölt (und ich hatte bisher Steinöl für eine Erfindung der Asterix Übersetzer gehalten), der gusseiserne Fuß wurde mit neuen Schrauben an der Platte befestigt, und beim letzten Umzug hat er noch Filzkleber unter die Füße bekommen, damit er den Fußboden nicht in Mitleidenschaft zieht.
Eigentlich war die Granitplatte damals das schlimmste Übel, als ich ihn kaufte. Ich wollte einen Bistrotisch mit Marmorplatte – wer will das nicht? Dann machte ich im Alter von siebzehn Jahren einen Kassensturz und sah: Die finanzielle Basis reichte nicht aus! Also versuchte ich meine Mutter davon zu überzeugen, mir den Familienbistrotisch in der Küchenecke zu vermachen und stieß auf – nennen wir es mal – Unmut. Sie tut dann immer so, als wolle man ihr das letzte Hemd nehmen.
Wenig finanzieller Spielraum, das Internet steckte noch in den Kinderschuhen – ich war verzweifelt. Bis zu dieser Werbebeilage. In einem wirklich gottverlassenen Baumarkt suchte ich lange und wurde fündig. Aber wenn ich schon auf Marmor verzichten musste und Granit jetzt mein Freund sein würde, dann wenigstens mit hübscher Zeichnung und ohne Macke. War noch etwas schwieriger. 😉
Der wichtigste Kauf für die erste eigene Wohnung als lebenslange Begleitung
Seitdem nehme ich diesen Tisch immer mit. In meiner ersten Studentenbude war er mein Esstisch, in meiner zweiten Bude der Tisch im Wintergarten (jajaja, ich weiß – die Wohnung war ein echter Glücksgriff!), dann wieder jahrelang der Küchen- und Esstisch, dann der Tisch auf dem Balkon, und jetzt hat er seine gemütliche Ecke, und wir frühstücken an ihm oder essen zu Abend, feiern kann man auch besonders gut am kleinsten Tisch der Welt. Er gehört zu mir und sollte meine Mutter jetzt irgendwann einmal auf die Idee kommen, mir den Familienbistrotisch geben zu wollen. Ich wüsste nicht wohin damit. In meinem Herzen ist nämlich dieses Schnäppchen, der Bistrotisch mit der dunklen Steinplatte.
Ich stellte gerade die Milchkaffeeschalen auf den Tisch. Als ich noch einmal ein wenig verliebt über die Platte strich, sprang es mir ins Auge: IST DAS ROST???? Es wird Zeit, ihm ein Denkmal zu setzen. Und das tue ich heute mit einem Sandwich und unserem Fröhlichen-Guten-Morgen-Geschirr! Einen Milchkaffee auf Pünktchen, Anton und den Tisch des Lebens! 🙂