Alle Jahre wieder …
Jedes Jahr wieder mache ich mich an die Adventskalender für meine Neffen. Ich liebe es einfach, mir vorzustellen, wie die Jungs schokoverschmiert glücklich die Tage bis Weihnachten zählen. Warum allerdings der Adventskalender für mich so ausgesprochen wichtig ist, ist eine ganz andere Geschichte. Und wie so häufig, ist es natürlich eine Geschichte aus meiner Kindheit.
Alle Jahre wieder …
… kommt bei den meisten Familien das Christkind. Es ist die wahrscheinlich gemütlichste Zeit des Jahres, weil man sich eben auch durch die Adventszeit sehr lange darauf einstimmt und immer ungeduldiger wird. Und es ist nicht nur das Christkind, dessen Zeit alle Jahre wieder meist schon vor den Herbstferien anfängt. Es ist erst einmal die Zeit, in der die ersten Spekulatius und Dominosteine in den Supermarktregalen auftauchen. Man hat quasi den Bikini vom Strandurlaub (gerne auch in heimischen Gefilden) noch drunter und kann schon mit sommersonnengegerbten Fingern den ersten Lebkuchen zerbrechen und mit dem Partner teilen. Wie bitte? Moooment …! Lebkuchen teilt man nicht. Vor allem nicht, wenn man so lange darauf warten musste. Seit die Vorräte aufgebraucht wurden – so etwa Mitte Januar – und nur Eiscreme im Angebot war, um die Zeit des Darbens zu überbrücken, denn die ganzen schweren Ferrero-Storck-Lindt-Schoko machen ja dauernd Sommerpause und werden durch irgendwelche Fruchtschäumchen im Schokomantel ersetzt. Reicht denn die gute alte Yogurette nicht mehr? Aber ich schweife mal wieder ab.
Alle Jahre wieder am 1.12. …
In meiner Familie wurde auf Adventskalender nicht ganz so ein großer Wert gelegt, und weil ich schon immer ein wenig zur Mopsigkeit neigte, schon gar nicht auf Adventskalender mit Schokofüllung. In einem Jahr hatten wir mal einen selbstgemachten und gefüllten Adventskalender, weil irgendeine Tante Ihn uns schenkte. Sie hatte wohl Erbarmen mit uns.
Der Adventskalender meiner Kindheit — jeden Tag ein bisschen mehr Weihnachten
Dabei war unsere Vorweihnachtszeit wirklich wunderschön, das Haus war rundherum dekoriert und weihnachtlich geschmückt. Meine Mutter hat in wirklich nicht enden wollender Geduld Plätzchen mit uns gebacken, und gerade bei mir war das eine mittlere Katastrophe, weil ich es bis heute sehr liebe, die Arbeitsfläche mit Mehl zu bestäuben. Ich mag die dynamische Bewegung von Bäckern, die mit einer runden Handbewegung das Mehl über die Arbeitsfläche verteilen und dann den Teig immer wieder kräftig darin wälzen.
Als Kind hatte ich weder die geübte Handbewegung, noch das richtige Maß für die Menge des Mehls und vor allem die Konsistenz des Teiges. Aber ich habe wahnsinnig gerne geknetet. Ob jemand sich wirklich jemals getraut hat, meine Plätzchen zu essen, weiß ich gar nicht so genau. Aber bis heute liebe ich die Shortbread meiner Mutter. Es sind die besten Plätzchen der Welt, sie schmecken herrlich butterig, und mit ein bisschen Phantasie kann man aus diesem Teig alles machen. Und die Vanillekipferl, die noch heiss in einer Schüssel mit Puderzucker gewälzt wurden, so dass sich ein dicker Puderzuckermantel bildete. Wahnsinn! Also nichts für Menschen, die auf ihre Figur achten, aber für mich!
Das ganze roch nach Nelken, Zimt und Orangen, weil meine Mutter ein passendes Potpourri selbst vorbereitet hatte und Orangen mit Nelken spickte.
Nikolaus — oder wie der dicke Mann nicht durch unseren Schornstein passte.
Irgendwann einmal im Leben möchte ich in einer Wohnung leben, die einen offenen Kamin hat. Denn als Kind war ich sicherlich viel zu lange der festen Überzeugung, dass der dicke Mann nicht durch unseren Schornstein passte. Aber sein Sack passte durch den Kamin und rutschte dann so ins Wohnzimmer, dass er aufplatzte und sich Nüsse, Mandarinen, die obligatorischen Strümpfe, Spekulatius und andere Kleinigkeiten auf den Kaminsims ergossen.
Ganz toll finde ich übrigens die Idee, die man mit ein bisschen Puderzucker umsetzen kann. Man braucht nur ein paar Männerschuhe, möglichst groß versteht sich, und etwas Puderzucker in einem Sieb. Mit Streuschnee funktioniert es auch ganz wunderbar und sieht vielleicht noch echter aus, aber es verfliegt aber auch schneller. Selbst wenn unsere Kinder doch nicht mehr so ganz an den Weihnachtsmann glauben sollten, so werden Sie vielleicht doch noch ein letztes Weihnachten zweifeln und so ein bisschen länger Kind bleiben. Realist muss man doch viel zu früh werden, oder nicht?
Und doch alle Jahre wieder am 1.12. …
Und doch war etwas anders in unserer Adventszeit, wir hatten ja keinen schokogefüllten Adventskalender, wir hatten einen bebilderten Kalender. Und jedes Jahr waren es die gleichen Motive. Ich weiss nicht, wie alt ich werden musste, um zu erkennen, dass am 1.12. immer das Krokodil auf mich wartete. Aber es hat dazu geführt, dass der 1.12. für mich der Tag des Krokodils ist – an die anderen Motive kann ich mich nicht erinnern, nur das Krokodil – ein bisschen wie Kinder-Comic-Lacoste – wartete auf mich. Jedes Jahr am 1.12.!
Wie wir in diesem Jahr unseren Adventskalender gemacht haben, kann man ganz schnell nachlesen: yooyama_DIY-Adventskalender